»Dies ist ein etwas
ungewöhnliches Anliegen«, sagte Dr. Wagner mit der ihm geboten erscheinenden
Zurückhaltung. »Soweit ich informiert bin, ist dies das erste Mal, daß jemand
aus unserer Branche den Auftrag erhalten hat, einen automatischen Reihen-Kalkulator
an ein tibetanisches Lama-Kloster zu liefern. Ich möchte nicht indiskret sein,
doch ich kann mir schlecht vorstellen, daß Ihre ... äh ... Institution viel
Verwendung für eine solche Maschine hat. Könnten Sie mir erklären, was Sie
damit zu tun gedenken?«
Die Aussicht über
die Brüstung, die das Felsplateau abschloß, war schwindelerregend, doch mit der
Zeit gewöhnt sich der Mensch an alles. Jetzt, nach drei Monaten, war George
Hanley unempfindlich geworden gegen den Blick in den 500 Meter tiefen Abgrund,
in den der Felsen steil abfiel, oder auf das Schachbrett der Felder, das die
Ebene zu seinen Füßen scheinbar endlos bedeckte. Lässig gegen den vom Wind
geglätteten Stein gelehnt, starrte er verdrossen über das Tal hinweg auf die
fernen Berge, deren Namen zu erfahren er sich bis jetzt nicht die Mühe gemacht
hatte.
»Die Sache gefällt
mir immer noch nicht«, sagte er sieben Tage später, als sie auf den zähen
Bergponys den steilen, gewundenen Pfad hinunterritten. »Und glaube ja nicht,
daß ich weglaufe, weil ich Angst habe. Mir tun nur die armen Burschen dort oben
leid, und ich möchte nicht dabei sein, wenn sie entdecken, was für Narren sie
gewesen sind. Wissen möchte ich nur, wie Old Sam es hinnehmen wird.«
»Mit großem
Vergnügen«, erwiderte der Lama, legte behutsam den Rechenschieber nieder, den
er zur Umrechnung des Währungskurses benutzt hatte, und strich die weiten Ärmel
seines seidenen Gewandes glatt. »Ihr Mark-V-Varianten-Kalkulator ist in der
Lage, jede mögliche Kombination mit Zahlen bis zu zehn Stellen durchzuführen.
Für unser Vorhaben kommen jedoch Buchstaben in Frage, keine Ziffern. Da wir Sie
gebeten haben, die Typen der Schreibmaschine, die die Resultate wiedergibt,
entsprechend zu ändern, wird sie uns Worte liefern und nicht Zahlenkolonnen.«
»Ich verstehe nicht
ganz ...«
»Es handelt sich um
eine Aufgabe, an deren Lösung wir seit drei Jahrhunderten, seit der Gründung
unseres Klosters arbeiten. Die Sache mag für Ihre Ohren etwas fremd klingen, und
deshalb möchte ich Sie bitten aufmerksam und unvoreingenommen zuzuhören,
während ich sie Ihnen zu erklären versuche.«
Ȁh ...
selbstverständlich!«
»Im Grunde ist das
Ganze sehr einfach. Wir stellen eine Liste zusammen, die alle möglichen Namen
Gottes enthalten soll.«
»Wie bitte?«
»Wir haben Gründe,
anzunehmen«, sagte der Lama unerschüttert, »daß alle diese Namen mit den neun
Buchstaben eines Alphabets geschrieben werden können, das wir entworfen haben.«
»Und das haben Sie
drei Jahrhunderte lang getan?«
»Ja. Inzwischen
haben wir ausgerechnet, daß wir 15 000 Jahre brauchen würden, um unsere Aufgabe
zu vollenden.«
»Oh!« Dr. Wagner
konnte seine Verblüffung nicht verbergen. »Jetzt verstehe ich, warum Sie eine
unserer Maschinen mieten wollen. Doch was ist der Zweck dieses Unternehmens?«
Der Lama zögerte für
den Bruchteil einer Sekunde, und Dr. Wagner befürchtete, daß er ihn verletzt
habe. Wenn dem so war, dann ließ der Lama in seiner Antwort nichts davon merken.
»Sie mögen es für
ritualistisch, für äußerlich halten, doch es ist ein fundamentaler Bestandteil
unseres Glaubens. Alle die vielen Namen des höchsten Wesens, wie Jehovah, Gott,
Allah usw., sind nur von Menschen erfundene Bezeichnungen. Hier liegt ein philosophisches
Problem von letzter Bedeutung vor, das ich hier nicht erörtern möchte; doch
unter sämtlichen möglichen Kombinationen unserer neun Buchstaben müssen auch
jene Worte vorkommen, die den wahren Namen Gottes darstellen. Durch die
systematische Permutation der Buchstaben haben wir versucht, sie alle zu
erfassen.«
»Ich verstehe. Sie
haben mit AAAAAAAAA begonnen und wollen dies fortsetzen bis zum ZZZZZZZZZ ...«
»Ja, so ungefähr,
obwohl wir natürlich unser eigenes Alphabet benützen. Die elektromatischen
Schreibmaschinen auf dieses Alphabet umzustellen, dürfte leicht sein. Ein
schwierigeres Problem stellt es schon dar, den Umlauf des Rechenautomaten so zu
regulieren, daß keine überflüssigen, ich möchte sagen, lächerlichen
Kombinationen entstehen. So soll ein Buchstabe nie mehr als dreimal
hintereinander erscheinen.«
»Dreimal? Sie meinen
sicher zweimal.«
»Nein, ich meine
dreimal. Ich fürchte, es würde zu lange dauern, Ihnen zu erklären, warum,
selbst wenn Sie unsere Sprache verstehen würden.«
»Das befürchte ich
auch«, sagte Dr. Wagner beflissen. »Fahren Sie nur fort.«
»Glücklicherweise
wird es einfach sein, Ihren Automaten-Reihen-Kalkulator für diese Arbeit
einzuspannen, denn wenn er einmal richtig programmiert ist, wird er alle
Buchstaben nacheinander permutieren und die Resultate selbst aufschreiben. Wozu
wir 15 000 Jahre gebraucht hätten, das werden wir mit ihm in 100 Tagen
erledigen können.«
Dr. Wagner war sich
kaum der schwachen Geräusche bewußt, die aus Manhattans Straßenschluchten
heraufklangen. Er fühlte sich in eine andere Welt versetzt, in eine Welt
natürlicher, nicht von Menschen geschaffener Berge. Hoch oben in ihren
Bergklöstern hatten diese Mönche geduldig, Generation auf Generation, daran
gearbeitet, Listen von sinnlosen Worten zusammenzustellen. Gab es eine Grenze
für die Torheit der Menschen? Doch er mußte seine geheimen Gedanken für sich
behalten. Der Kunde hat immer recht ...
»Sicher ist es
möglich«, erwiderte Dr. Wagner, »die Mark V so einzustellen, daß sie solche
Listen liefert. Mehr Kopfzerbrechen macht mir die Frage des Transports und der
Überwachung und Instandhaltung. Nach Tibet hinaufzukommen, ist auch heute noch
keine leichte Sache.«
»Daran haben wir
gedacht. Die Einzelteile der Maschine sind klein genug, um per Luft befördert
zu werden; dies ist auch der Grund, weshalb wir Ihr Fabrikat gewählt haben.
Wenn Sie die Teile bis Indien bringen, werden wir für den Weitertransport
sorgen.«
»Und Sie möchten
zwei unserer Ingenieure engagieren?«
»Ja, für die drei
Monate, die das Vorhaben in Anspruch nehmen wird.«
»Ich bin sicher, daß
unser Personalbüro das arrangieren kann.« Dr. Wagner kritzelte eine Notiz auf
seinen Block. »Da wären noch zwei andere Punkte ...«
Bevor er seinen Satz
beenden konnte, hatte der Lama ein kleines Stück Papier zum Vorschein gebracht.
»Dies ist mein
beglaubigter Kreditbrief der Asiatischen Bank.«
»Oh, danke sehr! Das
... äh ... genügt. Der zweite Punkt ist so banal, daß ich zögere, ihn zu
erwähnen; doch es ist erstaunlich, wie oft man die selbstverständlichsten Dinge
übersieht. Was haben Sie an elektrischer Energie zur Verfügung?«
»Ein
Diesel-Aggregat, das 50 Kilowatt von 110 Volt Spannung liefert. Es ist vor fünf
Jahren installiert worden und arbeitet sehr zuverlässig. Wir erzeugen auch
Licht damit; das macht das Leben im Kloster angenehmer. Doch angeschafft haben
wir es natürlich, um den Strom für die Motoren zu erzeugen, die unsere
Gebetsmühlen treiben.«
»Natürlich«,
antwortete Dr. Wagner, »darauf hätte ich selber kommen müssen.«
Dieser Job, dachte
George, war das Verrückteste, das er je erlebt hatte. »Unternehmen
Kauderwelsch« hatte ein Witzbold zu Hause diesen Auftrag getauft. Seit Wochen
spie die Mark V nun Meilen von Papierstreifen aus, die mit sinnlosen Buchstabenzusammenstellungen
bedeckt waren. Geduldig und unerbittlich ordnete die Maschine die neun
tibetanischen Lettern in sämtlichen möglichen Kombinationen, immer wieder von
vorn beginnend, wenn eine Variationsreihe beendet war. Und unermüdlich nahmen
die Mönche die aus dem elektromatischen Schreiber hervorquellenden Bänder in
Empfang, schnitten sie sorgfältig in gleich lange Stücke und klebten sie in
große Folianten ein. In einer Woche, dem Himmel sei Dank, würde der Apparat die
ihm gestellte Aufgabe bewältigt haben. Welche dunklen Überlegungen die Mönche
davon abhielten, diese Operation auf zehn, 20 oder 100 Buchstaben auszudehnen,
das wußte George nicht. Er lebte unter dem ständigen Alpdruck, daß der Plan
doch noch in letzter Minute geändert würde und daß der höchste Lama, den sie
»Old Sam« nannten, ihnen plötzlich eröffnete, das Projekt sei erweitert worden
und würde ungefähr bis zum Jahre 2060 dauern. Es war ihnen zuzutrauen.
George hörte das
schwere Holztor hinter sich zuschlagen, und Chuck trat neben ihn an die
Brüstung. Chuck rauchte wie üblich eine seiner Zigarren, die ihn im Kloster so
beliebt machten. Denn die Mönche schienen den kleinen und auch den meisten der
größeren Annehmlichkeiten nicht abhold zu sein. Dies war etwas, das zu ihren
Gunsten sprach; sie mochten verrückt sein - Kostverächter waren sie nicht.
Dafür zeugten z.B. auch ihre häufigen, nächtlich-heimlichen Ausflüge in das
Dorf, das am Fuße des Felsens lag.
»Hör zu, George«,
sagte Chuck aufgeregt, »ich habe etwas erfahren, das Ärger bedeutet.«
»Was ist los? Panne
in der Maschine?« Dies war die schlimmste aller Möglichkeiten, die George sich
vorstellen konnte. Es würde ihre Heimkehr verzögern, und nichts konnte für ihn
gräßlicher sein. In der Gemütsverfassung, in der er sich befand, hätte er jetzt
selbst eine Fernseh-Werbesendung wie Manna vom Himmel genossen; sie wäre
wenigstens ein Stück Heimat gewesen.
»Nein, nichts
dergleichen.« Chuck setzte sich auf die Mauer, was sehr ungewöhnlich war, denn
bisher hatte er immer Angst gehabt, hinunterzufallen. »Ich habe herausgefunden,
was der ganze Rummel hier bedeutet.«
»Wie meinst du das?
Ich denke, das wüßten wir.«
»Sicher, wir wissen,
was die Mönche wollen. Aber wir wußten nicht, warum. Es ist die verrückteste
Geschichte ...«
»Wem sagst du das?«
brummte George.
»Old Sam hat mir
soeben reinen Wein eingeschenkt. Du weißt doch, daß er jeden Nachmittag
hereinkommt, um eine Weile stumm zu beobachten, wie die Streifen aus der
Maschine herausflattern. Nun, heute erschien er mir ein bißchen aufgekratzt,
soweit das bei ihm überhaupt möglich ist. Als ich ihm sagte, daß wir bei der
letzten Variantenreihe seien, fragte er mich in seinem ulkigen Englisch, ob ich
mich niemals gewundert hätte, warum sie das machten. Ich erwiderte: 'Sicher',
und er sagte es mir.«
»Schieß los! Ich bin
auf alles gefaßt.«
»Nun, sie glauben,
wenn sie alle Namen Gottes in ihren Büchern hätten - und sie rechnen, daß es
ungefähr neun Milliarden sind -, dann wäre der Wille des Schöpfers erfüllt. Die
menschliche Rasse hätte damit vollendet, wozu sie geschaffen wurde, und es bestünde
kein Grund mehr für sie, weiter zu existieren.«
»Und was erwarten
sie von uns, das wir dann tun sollen? Uns umbringen?«
»Das wird nicht
nötig sein. Wenn die Listen vollständig sind, dann tritt Gott in Aktion und
räumt auf ... Tableau!«
»Aha, ich verstehe.
Wenn wir mit unserer Arbeit fertig sind, geht die Welt unter.«
Chuck kicherte
nervös. »Genau das habe ich zu Old Sam gesagt. Und weißt du, wie der reagierte?
Er hat mich angeschaut wie einen Schuljungen, der eine dumme Frage gestellt
hat, und sagte: 'Nichts ist natürlicher als dies.' »
George dachte eine
Weile nach.
»Das nenne ich, die
Dinge von höchster Warte sehen«, sagte er dann. »Doch was glaubst du, was wir
jetzt tun sollen? Ich sehe keinen Grund zur Aufregung. Daß sie verrückt sind,
haben wir schon immer gewußt.«
»Ja, aber siehst du
denn nicht, was uns passieren kann? Wenn die Listen fertig sind und dann die
Posaunen des Letzten Gerichts nicht ertönen - oder was sie sonst erwarten -,
dann werden sie uns die Schuld geben. Es ist unsere Maschine, die sie benutzen.
Mir gefällt die Sache ganz und gar nicht.«
»Ich verstehe«,
sagte George langsam. »Da ist etwas dran. Aber so etwas ist schon oft passiert,
mußt du wissen. Ich erinnere mich, als ich ein Kind war, hatten wir in
Louisiana einen Dummkopf, der predigte, daß am nächsten Sonntag die Welt
untergehen würde. Hunderte von Menschen glaubten ihm, verkauften sogar ihre
Häuser. Als dann nichts geschah, wurden sie keineswegs auf ihren falschen
Propheten böse. Sie kamen zu dem Schluß, daß er sich nur im Datum geirrt hatte,
und glaubten weiter an ihn. Ich schätze, einige von ihnen tun es heute noch.«
»Ja, aber hier ist
nicht Louisiana, wenn du es noch nicht gemerkt haben solltest. Wir beide sind
hier allein unter Hunderten von diesen Mönchen. Ich mag sie gern, und Old Sam
wird mir leid tun, wenn sein Lebenswerk platzt. Trotzdem wünschte ich, ich wäre
anderswo.«
»Das wünsche ich mir
schon seit Wochen. Doch wir können nichts unternehmen, bevor unser Kontrakt
abgelaufen ist und das Flugzeug kommt, um uns abzuholen.«
»Vielleicht«, meinte
Chuck nachdenklich, »können wir versuchen, mit ein bißchen Sabotage
nachzuhelfen.«
»Den Teufel werden
wir! Das würde die Sache nur noch schlimmer machen.«
»Nicht, wenn wir
tun, was ich mir ausgedacht habe. Paß mal auf! Die Maschine wird in vier Tagen
mit dem letzten Zyklus zu Ende sein, wenn sie wie bis jetzt 24 Stunden am Tage
läuft. Das Flugzeug kommt in einer Woche. Wir müssen also nur bei der nächsten
Überholpause etwas finden, das eine Reparatur nötig macht, etwas, das die
Arbeit um ein paar Tage verzögert. Wir werden die Maschine natürlich wieder in
Ordnung bringen, aber nicht zu schnell. Wenn wir die Zeit genau berechnen,
können wir unten auf dem Flugplatz sein, wenn der letzte Namen aus dem Kasten
springt. So werden sie das Nachsehen haben, falls es ihnen einfällt, sich an
uns rächen zu wollen.«
»Der Gedanke gefällt
mir nicht«, erwiderte George. »Es wäre das erste Mal, daß ich eine Arbeit im
Stich lasse. Außerdem würde sie das erst recht argwöhnisch machen. Nein, ich
bleibe und warte ab, was kommt.«
»Es ist ulkig«,
erwiderte Chuck, »doch als ich mich von ihm verabschiedete, hatte ich den
Eindruck, er verstünde, daß wir ihn sitzen ließen, machte sich aber nichts
daraus, weil er wußte, daß die Maschine ordnungsgemäß lief und ihre Arbeit bald
vollendet haben würde. Hinterher ...«
George drehte sich
im Sattel halb um und schaute zurück, den Pfad hinauf. Hier war die letzte
Stelle, von der aus man einen freien Blick auf das Lama-Kloster hatte. Die
niederen, eckigen Gebäude zeichneten sich scharf gegen die Abendröte ab. In
ihren Mauern glühten vereinzelte Lichtpunkte wie die Bullaugen eines
Ozeandampfers. Es waren die elektrischen Birnen, die ihren Strom mit der Mark V
teilten. Wie lange noch, fragte sich George. Würden die Mönche die
Rechenmaschine in ihrer Wut und Enttäuschung zertrümmern? Oder würden sie sich
ruhig hinsetzen und ihre Riesenarbeit von vorn beginnen?
Er wußte genau, was
in diesem Augenblick auf dem Berge geschah. Der höchste Lama und seine
Assistenten saßen in ihren seidenen Gewändern am Boden und sahen zu, wie die
jüngeren Mönche die beschriebenen Papierstreifen der Maschine entnahmen, sie
zerschnitten und Blatt für Blatt in die großen Bände einklebten. Keiner sprach
ein Wort. Das einzige Geräusch war das ununterbrochene Klappern der Tasten des
automatischen Schreibers, die wie ein nicht enden wollender Regenschauer auf
das Papier niederprasselten. Denn die Mark V selbst blieb vollkommen stumm,
während sie Tausende von Operationen in der Sekunde durchführte. Und das drei
Monate lang, dachte George, genug, um den stärksten Menschen die Wände
hochgehen zu lassen.
»Da ist sie!« rief
Chuck und zeigte hinunter ins Tal. »Ist sie nicht wunderbar?«
Sicher war sie das,
dachte George. Die alte verwitterte DC 3 lag wie ein winziges, silbernes Kreuz
am Ende der Startbahn. In zwei Stunden würden sie von ihr davongetragen werden,
zurück in Bezirke der Freiheit und des gesunden Menschenverstandes. Es war ein
Gedanke, wert, genossen zu werden wie ein guter Tropfen. George schlürfte ihn,
während das Pony geduldig den Berg hinuntertrottete.
Die Nacht kommt
schnell im hohen Himalaja, und bald war es dunkel. Glücklicherweise war der Weg
gut, was man so »gut« nennt in dieser Gegend, und sie trugen beide eine Fackel.
Sie fühlten sich außer jeder Gefahr; nur die Kälte wurde immer schärfer. Der
Himmel war vollkommen klar, und über ihnen funkelten die vertrauten
Sternbilder. Bei diesem Wetter würde der Pilot keine Schwierigkeiten mit dem
Start haben, dachte George. Das war nämlich seine einzige Sorge gewesen.
Er begann zu singen,
gab es aber bald wieder auf. Das urweltliche Panorama der Berge, die wie
weißbemützte Geister von beiden Seiten auf sie herunterstarrten, ließ keine
übermütige Stimmung aufkommen. George warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»In einer Stunde
dürften wir unten sein«, rief er über die Schulter Chuck zu. Dann fügte er
nachdenklich hinzu: »Ob die Mark V schon Schluß gemacht hat? Um diese Zeit ist
der letzte Ausstoß fällig.«
Chuck antwortete
nicht, und George drehte den Kopf nach hinten. Er sah gerade noch Chucks
Gesicht, ein weißes Oval, gegen den Himmel gerichtet.
»Sieh!« flüsterte
Chuck und George hob die Augen zum Firmament.
Alles tut der Mensch
irgendwann zum letzten Mal.
Über ihren Köpfen
verlöschten lautlos die Sterne.
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